Der Skandal um die Moritomo-Grundschule

Japans Premierminister Shinzo Abe droht ein Skandal im Zusammenhang mit einer neu gegründeten Grundschule in Osaka. Diese Grundschule gehört zur Bildungskörperschaft Moritomo, die bereits einen Kindergarten betreibt. Dieser Kindergarten hat wegen idiologisch-nationalistischer Erziehung der Kinder negative Schlagzeilen gemacht.

Neben schriftlichen Unterlagen und Aussagen von Eltern konnte durch ein Video festgestellt werden, dass den Kindern dort rechte politische Gedanken eingetrichtert werden. Rassismus und eine verklärende Sicht auf Japan werden vermittelt. Ein Video, das auf Twitter verbreitet wurde, zeigt den Beginn eines Sportfestes. Darauf sind die Kinder zu sehen, die einen Schwur leisten, in dem sie unter anderem die Erwachsenen dazu aufrufen, Japan und insbesondere auch die umstrittenen Gebiete gegen andere Länder zu verteidigen. Des weiteren wird China und Korea konkret vorgeworfen, im Bezug auf die Geschichte Lügen zu verbreiten. Und auch ein extra Lob für den großen Premierminister bleibt nicht aus.

Hier werden kleine Kinder mit rechtem Gedankengut infiltriert. Dies ist eindeutig gesetzwidrig und das Erziehungsministerium müsste möglichst bald ein Machtwort sprechen, was noch nicht geschehen ist.

Leiter von Moritomo ist ein Mann namens Yasunori Kagoike, der ein einflussreiches Mitglied der Nippon-Kaigi ist. Diese Gruppierung ist für ihre nationalisitschen Tendenzen bekannt und hat viele Mitglieder in hohen Regierungskreisen zu verzeichnen. Zu ihren Zielen erklärt sie unter anderem: Verstärkte Verehrung der kaiserlichen Familie, ein nationales Recht auf Verteidigung, die Familie als Kern des Staates und Stärkung des Shinto als japanischer Urreligion. Hinzu kommt eine offen feindliche und verachtende Haltung gegenüber China und Korea sowie die Ablehnung einer kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte.

Für kurze Zeit war Abes Frau Akie als Ehrendirektorin von Moritomo mit einem Grußwort auf der Homepage vertreten. Darin hat sie die Ausrichtung der Schule, die den Nationalstolz fördern und die Kinder moralisch erziehen will, gelobt. Nach Protesten und Widerstand sowie kritischen Nachfragen aufgrund finanzieller Ungereimtheiten ist sie von diesem Amt zurückgetreten. Ihr Beitrag wurde von der Hompage entfernt.

Wie japanische Medien berichten, konnte die Bildungskörperschaft Moritomo das staatseigene Land zu einem Spottpreis erwerben. Nur etwa 14% des offiziellen Preises mussten bezahlt werden. Offizielle Stellen begründen dies damit, dass im Vorfeld umfangreich Industrieabfall durch Moritomo beseitigt werden musste. Ein eindeutiger Beleg dafür, dass entsprechende Arbeiten durchgeführt worden sind, steht noch aus.

Abe selbst ließ verlauten, falls ihm eine Verwicklung in die dubiose Bezahlung des Grundstückes nachgewiesen werden könne, so werde er von seinem Amt zurücktreten. Auch habe seine Frau die Ernennung zur Ehrendirektorin der Schule zunächst nicht ablehnen können, nachdem dies wohl voreilig verkündet worden sei.

Quellen:

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/shinzo-abe-betreibt-in-japan-nationalismus-14887395.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2 <http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/shinzo-abe-betreibt-in-japan-nationalismus-14887395.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2>

https://hbol.jp/130689

https://www.theguardian.com/world/2017/feb/24/shinzo-abe-wife-akie-under-pressure-ties-ultra-nationalist-school-japan

http://headlines.yahoo.co.jp/hl?a=20170223-00000112-asahi-soc

 

Die Krux mit der Geschichte

Bereits in der Vergangenheit wurde Japan eine mangelhafte Aufarbeitung seiner Rolle im Zweiten Weltkrieg vorgeworfen. Nicht zu Unrecht, denn bei der eigenen Bevölkerung sind die Kenntnisse diesbezüglich weitgehend unausgereift. Wo Unkenntnis oder seichtes Halbwissen vorherrschen, wird auch in Japan schnell diese Lücke durch selbsternannte Patrioten ausgefüllt, die mit „alternativen Fakten“ arbeiten.

Einer von ihnen ist ein Mann, der sich Seiji Fuji nennt, aber eigentlich Toshio Motoya heißt. In seinem Buch „Theoretical Modern History: The Real History of Japan“ behauptet er unter anderem, dass die USA selbst den Untergang der USS Arizona bei Pearl Harbor verursacht haben, um einen Angriff auf Japan zu rechtfertigen. Auch das Massaker von Nanking, bei dem mehrere hundertausend Zivilisten und Kriegsgefangene von den japanischen Truppen getötet und Frauen und Mädchen Opfer von Massenvergewaltigungen geworden sind, wird komplett geleugnet.

 

Nun ist dieser Toshio Motoya nicht nur irgendein Nationalist, sondern der Mitbegründer der Hotelkette APA Hotels und wohl einer der reichsten Privatpersonen Japans. In seinen Hotels sind die Werke mit dem fragwürdigen Inhalt auf allen Zimmern verteilt. Motoya sieht es als seinen Auftrag, die Leute über die „wahre“ Geschichte Japans aufzuklären und ihren Nationalstolz zu fördern.

Proteste gegen solche Darstellungen und die Verbreitung falscher Informationen hat es zum einen von chinesischer Seite gegeben. Die chinesische Regierung hat die eigenen Reiseveranstallter dazu aufgerufen, die Hotelkette zu boykottieren. Zum anderen betrachten auch japanische Stimmen Motoyas Verhalten mit Sorge, da dies wiederum die Frage aufwirft, ob Japan seine Rolle und Verantwortung mit Bezug auf den Zweiten Weltkrieg noch immer nicht begriffen hat.

Quelle:

Defiant Apa paints a target on its back