Gerücht mit einer Prise Wahrheit

Relativ hartnäckig hält sich in reißerischen (meist englischsprachigen) Beiträgen  die Behauptung, dass es in Japan illegal sei, fettleibig zu sein. Das ist natürlich so nicht der Fall.

Japan ist eine Nation, in der sehr viel Wert auf Gesundheit und gesunde Ernährung gelegt wird. Der soziale Druck zum Dünnsein ist ziemlich hoch. Auf vielerlei Weise wird man mehr oder weniger liebevoll darauf aufmerksam gemacht, dass man wohl ein wenig zu viel Speck angesetzt habe (Erfahrungsbericht: https://www.youtube.com/watch?v=wwH3rA8Evow ). Dabei gibt es kaum übergewichtige Menschen in Japan und nur 3,5 % der Bevölkerung gilt als fettleibig.

Getrost lässt sich also sagen, dass Fettleibigkeit eines der geringen Probleme der japanischen Bevölkerung ist. Dennoch gibt es seit 2008 ein umstrittenes Gesetz, dass alle Menschen zwischen 40 und 74 Jahren dazu aufruft, sich einmal jährlich vermessen zu lassen. Für Männer gilt ein Wert von bis zu etwa 85 cm und Frauen bis zu 90 cm als normaler Taillenumfang. Liegen sie darüber, gibt es erstmal keine direkten Konsequenzen. Aber sie werden dann Ziel von Aufklärungskampagnen und Ernährungskursen, denn die einzelnen Gemeinden oder auch Firmen können von staatlicher Seite zur Verantwortung gezogen werden, wenn ein zu hoher Anteil der untersuchten Menschen als fettleibig gilt. Der soziale Druck, noch mehr auf die Figur zu achten, steigt somit weiter. Auch die tatsächliche Wirksamkeit des Gesetzes ist fragwürdig.

Die einzige vernünftige Reaktion ist meiner Meinung nach, diesen Unsinn einfach nicht mitzumachen und den Aufruf getrost zu ignorieren, wenn es denn möglich ist. Manchmal geht die staatliche Fürsorge und der Wunsch im Gesundheitssystem zu sparen zu weit in die falsche Richtung.

Auch als Austauschstudentin sollte ich zu Beginn meiner zwei Semester an der Uni einen Gesundheitscheck durchlaufen. Krankenversichert war ich natürlich so oder so. Und da ich keine Lust hatte, unbekannten Gesundheitsbeamten ohne Notwendigkeit über die Regelmäßigkeit oder Unregelmäßigkeit meiner Menstruation aufzuklären, bin ich schlicht nicht hingegangen. Es schien mir als unverhältnismäßige Einmischung in meine Privatangelegenheiten. Hab’s überlebt.

Run auf „glo“

„British American Tobacco“ hat Japan zum Testmarkt für sein neustes Produkt auserwählt. Wenn „glo“ tatsächlich halten kann, was es verspricht, so könnte dies viele Vorteile für aktive Konsumenten und ihre Umgebung bedeuten.

„glo“ hat das Format eines leicht zu groß geratenen Feuerzeugs. Mit einer „Tabakladung“ kann ca. 30 mal geraucht werden. Der Tabak wird in das Gerät eingeführt und dann auf etwa 240° erhitzt. Er verbrennt also nicht. Somit entstehen viel weniger Geruchsbelästigung, keine Asche und – so der Herrsteller – auch zu 90% weniger toxikologische Stoffe im Vergleich mit einer herkömmlichen Zigarette. Der Tabak wird in drei Geschmacksvarianten angeboten und ist seit diesem Monat in Japan in der Stadt Sendai erhältlich.

Aufgrund des erstaunlich hohen Interesses der japanischen Verbraucher ist „glo“ in einigen Märkten bereits ausverkauft. Überforderte Angestellte mussten zum Schutz vor wütenden Kunden mitunter die Polizei rufen. Ob das Produkt wirklich so gut ist und ob die Japaner sich damit auch nach dem ersten Hype anfreunden können, wird sich zeigen. Wenn schädliche Stoffe minimiert und Nichtraucher geschützt werden können, ist diese neue Variante des Tabakkonsums ein guter Ansatz.

Quellen:

http://digital.asahi.com/articles/ASJDJ4FH3JDJUNHB00K.html?_requesturl=articles%2FASJDJ4FH3JDJUNHB00K.html&rm=418

Seite des Herstellers:

http://www.bat.com/group/sites/UK__9D9KCY.nsf/vwPagesWebLive/DOAFGKR3

Der ewige Streit um ein paar Inseln

Relativ unbekannt ist, dass Japan und Russland nach Ende des Zweiten Weltkriegs nie einen Friedensvertrag abgeschlossen haben. Der Kriegszustand ist zwar beendet, doch dem Friedensvertrag steht ein jahrelanger Streit im Weg. Dabei geht es um Territorialansprüche, genauer gesagt um vier Inseln, die zu den Kurilen gehören und damit international Russland zugesprochen werden. Die Inseln Kunashiri, Etorofu, Habomai und Shikotan befinden sich nördlich von Japan und östlich von Russland.

Japan besteht auf „Rückgabe“ aller vier Inseln, während Russland bereit ist, nach Abschluss eines Friedensvertrag zwei der Inseln, Habomai und Shikotan, offiziell Japan zu überlassen. Dabei beruft Russland sich auf die „gemeinsame Deklaration von 1956“, in der die beiden Staaten die Umstände und Folgen eines Friedensvertrages festsetzten. Da Japan nicht bereit ist, sich mit zwei der Inseln zufrieden zu geben, und Russland keinerlei Interesse an einer erneuten Verhandlung über alle vier Inseln zeigt, sind die Fronten verhärtet.

Von erneutem Interesse ist dieser Konflikt mit Blick auf den baldigen Besuch des russischen Präsidenten Putin. Er wird sich am 15. und 16. Dezember zu Gesprächen mit Premierminister Abe in Japan einfinden. Schon im Vorfeld machte Putin beim Interview mit japanischen Medien deutlich, dass er nicht gedenke, den Kurilen-Konflikt anzusprechen, geschweige denn, neu zu verhandeln. Vielmehr warf er den Ball der japanischen Seite zu, indem er von einer „notwendigen Flexibilität Japans“ in dieser Angelegenheit sprach.

In beiderseitigem Interesse unterdes ist natürlich eine Verstärkung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Doch auch hier sieht Putin Probleme, da aufgrund der Lage in der Ukraine von japanischer Seite Russland wirtschaftliche Sanktionen auferlegt worden sind. Er fragt: „Wenn wir solche Bestrafungen erhalten, wie sollen wir dann die wirtschaftlichen Beziehungen auf ein noch besseres Niveau bringen?“

Innerhalb dieser schwierigen Situation scheint auch die Ausweitung der Transsibirischen Eisenbahn bis nach Japan nicht mehr als eine phantastische Idee. Russland strebt an, die Eisenbahnlinie über die Insel Sachalin bis zur japanischen Insel Hokkaidou auszubauen. Dies würde den Warentransport erleichtern und vergünstigen. Auch könnte so die Stillegung einzelner Bahnstrecken auf dem dünn besiedelten Hokkaidou verhindert werden.

Wir können gespannt sein, welche Ergebnisse das Treffen der Regierungschefs bringen wird.

Quellen:

http://www.yomiuri.co.jp/politics/20161213-OYT1T50110.html?from=ytop_navl&seq=01

http://digital.asahi.com/articles/ASJD8627PJD8UTIL057.html?_requesturl=articles%2FASJD8627PJD8UTIL057.html&rm=620

 

Schriftzeichen des Jahres 「金」(kin)

Heute wurde bekannt, welches japanische Schriftzeichen zum diesjährigen Schriftzeichen des Jahres gewählt worden ist. Im Vorfeld hatte die „japanische Vereinigung zur Feststellung des Kanjiverständnisses“ die Bevölkerung dazu aufgerufen, ein Schriftzeichen auszuwählen und mit einer kurzen Begründung für die Entscheidung einzusenden. Etwa 153.562 Vorschläge gingen bei der Vereinigung ein. 「金」(kin), das Zeichen für „Gold, Geld, Metal“ wurde am häufigsten genannt. In einer feierlichen Bekanntgabe schrieb ein buddhistischer Priester das Zeichen mit Pinsel auf einen großen Bogen Papier.

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Die Begründungen für die Wahl waren vielfältig. Zum einen wurde der Erfolg Japans bei den Olympischen Spielen in Rio, wo viele Goldmedallien erlangt werden konnten, genannt. Aber auch die riesigen Geldsummen, die für Olympia gebraucht werden, sowie die finanziellen Verwicklungen von Politik im Allgemeinen ließen die Menschen beim Rückblick auf 2016 an 「金」 denken.

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Als weitere lustige Begründung wurde die Haarfarbe des designierten US-Präsidenten, Donald Trump, angeführt. Die Überraschung dieser Wahl war auch in Japan sehr groß und die fluffige Frisur im güldenen Blond blieb nicht unbemerkt.

 

27f6db0a89b3b767549454948a780af5-300x256Weiteren großen Einfluss hatte ein kurioser japanischer Internethit diesen Jahres auf die Menschen. Ein Künstler namens Pikotaro hat mit „PPAP (Pen-Pineapple-Apple-Pen) einen großen Erfolg gelandet. In dem Video, das man sich hier ansehen kann https://www.youtube.com/watch?v=HFlgNoUsr4k, trägt der Sänger ein seltsam goldenes Outfit.

 

http://www.asahi.com/articles/ASJDC43Y0JDCPLZB11C.html

Schwanger? – 100 Tage Sperrfrist

Als ich heute einen Artikel zum Thema „Namensrecht“ gelesen habe, bin ich auf eine andere Tatsache gestoßen, die mir noch mehr zu denken gab, als das verworrene japanische Namensrecht.

Dies ist die sogenannte „Sperrzeit von 100 Tagen für eine erneute Heirat nach einer Scheidung für schwangere Frauen“. Das bedeutet im Klartext: Will eine Frau nach einer Scheidung frühzeitig erneut heiraten, so muss sie erst einen Arzt aufsuchen. Dieser muss ihr bestätigen, dass sie nicht schwanger ist. Ansonsten darf sie für einen Zeitraum von 100 Tagen nicht erneut heiraten, unabhängig davon, ob die Scheidung einvernehmlich ist und einer erneuten Partnerschaft auch sonst nichts im Wege steht.

Warum? Weil das japansiche Zivilrecht es sich in Fragen „Vaterschaft“ mehr als leicht macht. Darin heißt es, dass alle Kinder, die innerhalb von 300 Tagen nach einer Scheidung geboren werden, als Kinder des Exmannes zu betrachten sind. Und alle Kinder, die nach 200 Tagen nach einer Heirat geboren werden, die Kinder des gegenwärtigen Ehemannes sind. Also muss ein Zeitraum von 100 Tagen überbrückt werden, um Streitigkeiten bezüglich der Vaterschaft zu verhindern. Jeder Mann weiß, welches Kind ihm gehört.

Früher betrug diese Art der Sperrfrist für schwangere Frauen sogar sechs Monate. Dagegen wurde im vergangenen Jahr vor dem Obersten Gerichtshof Japans geklagt und es wurde geurteilt, dass eine Sperrfrist, die 100 Tage übersteigt, verfassungswidrig sei. Nur zwei von 15 Richtern waren der Ansicht, dass eine Sperrfrist an sich schon gegen die Verfassung und gegen die Selbstbestimmungsrechte der Frau verstößt. Die übrigen vertraten die Haltung, dass eine Sperrfrist von 100 Tagen nötig sei, um die soziale Stellung des Kindes zu sichern.

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Diese Regelungen zeigen eine enorme Realitätsferne. Zunächst werden Kinder nicht nur innerhalb von Ehen geboren. Sie werden vorher, parallel dazu mit anderen Partnern oder später gezeugt. Dies wird ausgeschlossen oder schlichtweg ignoriert. Nachwievor besteht die Vorstellung, dass Kinderkriegen nur in Ehen stattfindet.

Des weiteren ignoriert diese Sperrfrist grundlegende Selbstbestimmungsrechte der Frauen. Ihr Uterus ist mit dem Kind des Exmannes belegt. Eine Verbindung zu ihrem Exmann ist nicht aufzuheben, es sei denn, sie würde das Kind abtreiben. Die Möglichkeit mit einem neuen Partner / Ehepartner neu zu starten und das Kind als Kind des neuen Partners zu betrachten, wird so ausgeschlossen.

Das ganze ist eklatant nur vom Standpunkt der Männer und potentiellen Väter her gedacht. Es wird über den Kopf der Frauen und Kinder hinweg der „Besitzer“ des Kindes „errechnet“. Sicher ist es bequemer, eine solche Fristenlösung zu verwenden, statt sich mit Vaterschaftstests rumzuschlagen. In einer modernen Industrienation sollte es jedoch möglich sein, Regelungen zu finden, die die Rechte der Frauen anerkennen und nicht vollends an der Realität vorbeischrammen.

Quellen:

http://digital.asahi.com/articles/ASJCP7FLSJCPUTIL04D.html?_requesturl=articles%2FASJCP7FLSJCPUTIL04D.html&rm=564

und

http://www.asahi.com/articles/ASJ5075XZJ50UTIL06D.html

 

Im Namen des Mondes gegen STI

Am 21.11. stellte das japanische Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales eine besondere PR Kampagne vor. Im Fokus stehen dabei junge Frauen, unter denen zunehmend Infektionen mit sexuell übertragbaren Krankheiten (STI) registriert wurden.

Botschafterin für den Kampf gegen STI ist diesmal keine geringere als Sailor Moon alias Bunny Tsukino. Mit Postern, Flyern und Kondomen wird Aufklärungsarbeit geleistet und dazu aufgerufen, sich auf STI untersuchen zu lassen. Das Material soll zum Beispiel bei der Volljährigkeitsfeier (jedes Jahr im Januar) in den Kommunen verteilt werden.

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Einem Bericht des Gesundheitsministeriums zufolge waren 2015 in Japan 2697 Fälle von Syphilis bekannt und inzwischen ist die Zahl auf über 3000 in diesem Jahr gestiegen. Syphilis ist eine bakteriell sexuell übertragbare Krankheit, die weitergegeben wird, wenn kein Kondom verwendet wird. Sie gehört somit auch zu den STI. Zwar ist die Krankheit medikamentös behandelbar, allerdings bemerken die Infizierten oft die Infektion nicht. Es können Organe geschädigt werden und in letzter Konsequenz kann die Krankheit tödlich enden.

Besonders die Ansteckung von jungen Frauen zwischen 20 und 30 war auffällig. Diese Gruppe ist mit der Manga- und Animeheldin Sailor Moon groß geworden. Deshalb bat das Ministerium die Mangazeichnerin Naoko Taekuchi, die Schöpferin von Sailor Moon, um Zusammenarbeit.

Es wurden 60.000 Kondome, etwa 5000 Plakate und noch etwa 160.000 Flyer mit Sailor Moon als Botschafterin entworfen. Takeuchi hofft, dass viele dem Aufruf von Sailor Moon folgen und sich untersuchen lassen.

http://www.asahi.com/articles/DA3S12669765.html

Abgesehen davon, dass ich Sailor Moon toll finde und die Idee im Grunde gutheiße, regt sich bei mir leichter Widerstand, wenn man mich mittels einer Manga- und Animefigur erziehen will. Aber sei’s drum.

Die noch viel drängendere Frage ist jedoch, wann eine entsprechende Kampagne für den männlichen Teil der Bevölkerung gestartet wird. Nur den Blick auf die steigenden Infektionszahlen unter jungen Frauen zu richten, ist zu einseitig. Denn wenn die Infektionszahlen unter jungen Frauen steigen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit ohne Kondom mit Männern geschlafen haben, so müssen diese Männer infiziert gewesen sein (STI kann natürlich auch bei nicht heterosexuellem Sex übertragen werden). Jetzt aber den jungen Frauen Kondome in die Hand zu drücken, ihnen zu sagen, sie sollten besser aufpassen und sich untersuchen lassen, ignoriert die Verantwortung, die Männer als Partner beim Sex haben. Sollten Männer sich auch von Sailor Moons Botschaft angesprochen fühlen, umso besser! Wenn nicht, so müsste man Pokemon oder Dragon Ball bemühen.

Hässlich aber herzlich

Normalerweise sind die Japaner sehr gut darin, übertrieben süße Charaktere oder Maskottchen zu entwerfen. Diese dienen der Produktvermarktung, machen eine Region bekannt oder fördern das Bewusstsein für Mülltrennung bei Jung und Alt (siehe Beitrag zur Sonnenblumen-Müllabfuhr).

Die Stadt Kikuchi in der Präfektur Kumamoto hat nun eine Kreatur geschaffen, die etwas aus diesem Schema fällt. Gestatten: Kikuchikun.

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Grün-marmorierter Kopf, blaues Gesicht, vertrocknet wirkende Augen, schwarz-weiß gefleckte Beine – was soll das?

Die erste Aufgabe des Maskottchens war es gewesen, in der lokalen Grundschule den Kindern das allseits bekannte und beliebte Märchen „Momotaro“ vorzulesen (in solchen Maskottchen stecken immer mehr oder minder gut bezahlte JapanerInnen; oft sind es Studenten). Doch nachdem die Grundschüler allesamt zu viel Angst vor Kikuchikun hatten, wurde das Maskottchen nicht mehr eingeladen. Auch die Möglichkeit, per Video mit Kikuchikun zu telefonieren, wurde nicht wahrgenommen.

Dennoch ließ man sich nicht beirren. Es wurde auf den Charakter ausgerichtetes Merchandise hergestellt und verbreitet. Außerdem ist Kikuchikun auf Twitter und Facebook sehr aktiv.

Schließlich schaffte Kikuchikun es ins lokale Fernsehen. Doch gerade als er bekannt zu werden begann, fand das Erdbeben von Kumamoto im April diesen Jahres statt.

Kikuchikun erwies sich als wahrhaft mit der Stadt und der Region verbunden. Außerdem waren seine Botschaften nicht nur leere Mutmach-Sprüche, sondern bewiesen Herz und Verstand. „Es wird den Leuten immer gesagt, dass sie nicht aufgeben sollen. Aber ist das alles? Manchmal kann es auch gut sein, wenn man sich zurückfallen lässt, oder wenn man mal zur Seite ausweicht. Es gibt nicht nur den einen richtigen Weg. Geht den Weg, an den ihr glaubt.“ Kikuchikun möchte den Leuten dabei helfen, zumindest kurz ihr schweres Los in den verwüsteten Gebieten zu vergessen.

Neben dieser herzlichen Art hat das Maskottchen auch Witz und Mut gezeigt. Kikuchikun wurde dafür kritisiert, dass er gar nicht offiziell anerkannt sei als Maskottchen. Daraufhin entgegnete er, dass er ganz froh sei, nicht offiziell zu sein, sonst müsste er am Ende nur noch über die schönen und oberflächlichen Dinge reden. Oder am Ende gar werden wie Kumamon, das offizielle Maskottchen der Präfektur Kumamoto, der „doch eh immer nur über sich selber quatscht“. Am Ende verkündet Kikuchikun, dass er irgendwann beim Wettbewerb der Maskottchen Japans (ja, sowas gibt es), Kumamon zu Fall bringen wird.

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Rivale Kumamon

Die Bewohner von Kikuchi jedenfalls lieben ihren Kikuchikun. Der Kopf ist den regionalen Melonen, das Blau den Flüssen der Bergschluchten nachempfunden und die Augenbrauen stehen für die heißen Quellen. Schönheit und Balance sind eher vernachlässigt worden. Aber allein dadurch, dass man die Bedeutung von Kikuchikun den Menschen erklären muss, ist die Stadt schon sehr viel bekannter geworden, erzählt die Verkäuferin im örlichen Süßigkeitenladen.

Am 11.11. ist Kikuchikun ein Jahr alt geworden. Herzlichen Glückwunsch und weiter so!

(http://digital.asahi.com/articles/ASJBT0SDPJBSTLVB021.html?_requesturl=articles%2FASJBT0SDPJBSTLVB021.html&rm=726)

Hasshakusama (Frau Acht-Shaku-groß)

Heute gibt es passend zu Halloween eine japanische Gruselgeschichte. Sie trägt den Namen 八尺様 (Hasshakusama) und ist benannt nach einer mysteriösen Frauengestalt, die jungen Männern und Kindern zum Verhängnis wird. Die auserwählten Opfer sterben nach wenigen Tagen der ersten Begegnung. Angelockt werden sie unter anderem, indem Hasshakusama die Stimme von Verwandten nachahmt.

Es kommt vor, dass die Kreatur mehrere Jahre nicht in Erscheinung tritt, weshalb sie mitunter in Vergessenheit gerät. Mit der Stimme eines Mannes gibt sie ein seltsames Lachen von sich, das wie „Po, po, po, —“ klingt. Da ein Shaku (altes japanisches Längenmaß) etwa 30 Zentimeter misst, muss diese gruselige Frauengestalt etwa 240 Zentimeter groß sein.

Dieses böse Wesen kann durch Gebete und Riten an einen Ort gebunden werden.  Es wird dann mithilfe von Buddhastatuen, die am Rande dieser Ortschaft stehen, „versiegelt“ und so daran gehindert, umherzuwandern. Ein Ort, der sich bereit erklärt, diese Gefahr auf sich zu nehmen, genoss in früheren Zeiten durch Abkommen mit den Nachbardörfern viele Vorteile, wie zum Beispiel Vorrechte bei der Wasserversorgung.

Die bekannteste Geschichte von Hasshakusama ist leicht abgewandelt auch im englischsprachigen Raum unter dem Titel Eight-Feet-Tall bekannt. Dort ist der Ich-Erzähler aber ein US-amerikanischer Junge, der seine Ferien bei den Großeltern väterlicherseits in Japan verbringt. Diese ebenfalls sehr gute Version könnt ihr euch beim Hoaxilla-Podcast anhören (es gibt auch noch ein paar mehr Gruselgeschichten dort). Für tokiobanana habe ich mir die japanische Variante vorgenommen und frei nacherzählt. Viel Spaß beim Lesen.

Das Elternhaus meines Vaters ist von uns zu Hause mit dem Auto etwa 2 Stunden entfernt. Es ist ein altes Bauernhaus und mir hat es dort immer schon gut gefallen. Als ich in die Oberschule kam, bin ich oft in den Ferien alleine mit dem Moped dorthin gefahren.

Meine Großeltern haben sich immer sehr darüber gefreut, wenn ich sie besuchen kam. Doch es ist nun schon mehr als 10 Jahre her, dass ich das letzte mal dort gewesen bin. Es ist nicht einfach so, dass ich nicht hingegangen wäre. Ich konnte nicht. Und dafür gibt es einen Grund.

Es war gerade zu Beginn der Frühlingsferien. Das Wetter war gut und ich machte mich auf den Weg zu meinen Großeltern. Es war zwar noch recht kalt, aber ich machte es mir auf der gemütlichen breiten Veranda des alten Hauses bequem und ruhte mich dort aus, als plötzlich ein Laut zu hören war.

„Po, po, po, —“

Es war nicht das Geräusch einer Maschine, sondern es klang wie von einem Menschen. Ich war mir auch nicht sicher, ob es eher wie „Po“ oder „Bo“ klang. Was könnte das sein? Da sah ich auf der hohen Hecke, die den Garten umgab, einen Hut. Aber der Hut lag nicht auf der Hecke; er bewegte sich in eine Richtung. Als er das Ende der hohen Hecke erreichte, sah ich den Träger des Huts. Es war eine Frau, die in ein langes schneeweißes Kleid gekleidet war.

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Aber die Hecke war schon 2 Meter hoch. Wenn also der Kopf der Frau über diese Hecke reichte, wie groß war sie denn dann? Während ich mich noch wunderte, war die Frau mitsamt dem Hut aus meinem Blickfeld verschwunden. Auch das seltsame „Po, po, po, —“ war nicht mehr da.

Hatte sie vielleicht hohe Plateauschuhe getragen, oder war es vielleicht ein Mann in Frauenkleidern mit high heels gewesen? Was anderes kam mir nicht in den Sinn.

Beim Tee im Wohnzimmer erzählte ich meinen Großeltern davon.

„Vorhin hab ich eine riesige Frau gesehen. Oder es war vielleicht ein Mann in Frauenkleidern.“ Unbekümmert tranken sie weiter ihren Tee.„Sie war größer als die Hecke. Sie hatte einen Hut auf und machte so komische Geräusche. ‚Po, po, po‘ oder so“. Kaum hatte ich das gesagt, erstarrten meine Großeltern.

„Wann war das?“, „Wo hast du sie gesehen?“, „Wie viel größer als die Hecke war sie?“, fragte mein sonst so gelassener Großvater mit strenger Miene.

Während er mich weiter ausfragte, ging er in den Flur hinaus zum Telefon. Da er die Schiebetür zuschob, konnte ich nicht hören, wen er anrief oder was gesagt wurde. Meine Großmutter zitterte am ganzen Körper. Als mein Großvater zurückkam, sagte er zu mir: „Du musst heute hier übernachten. Du kannst nicht nach Hause gehen.“

Fieberhaft überlegte ich, ob ich irgendwas furchtbar schlimmes angestellt hätte. Aber es fiel mir nichts ein. Ich war ja auch nicht extra hingegangen, um diese Frau anzugaffen. Sie war alleine wie aus dem Nichts aufgetaucht.

„Ich fahre jetzt und hole Ksan. Großmutter, pass auf den Jungen auf!“ Schon war mein Großvater aus der Tür.

Auf meine wiederholten Fragen, was denn nun überhaupt los sei, antwortet meine Großmutter zögerlich: „Hasshakusama hat Gefallen an dir gefunden. Aber dein Großvater unternimmt was. Du musst dir keine Sorgen machen. Es wird alles gut.“ Es klang nicht sehr überzeugt. Ich war verwirrt, denn ich wusste nicht, was das bedeuten sollte. Als mein Großvater wiederkam, hatte er eine ältere Frau mitgebracht, die ich noch nie gesehen hatte.

„Du steckst in großem Schlamassel, Junge. Hier, nimm das!“ befahl sie und drückte mir einen Papierstreifen mit Gebeten darauf in die Hand. Dann wurde ich in den ersten Stock in ein Zimmer gebracht. Dort waren alle Fenster mit Zeitungspapier verdeckt und darauf waren Papierstreifen mit Schriftzeichen und Symbolen geklebt. In allen vier Zimmerecken standen Schalen mit Salz gegen böse Geister. Auf einem kleinen Holzkasten stand eine Buddhastatue. Außerdem waren zwei Nachttöpfe für mich vorbereitet worden. Langsam bekam ich richtig Angst.

Mein Großvater sah mich todernst an. „Bald ist der Tag vorbei. Du darfst nicht vor morgen aus diesem Zimmer gehen, verstehst du? Weder ich noch Großmutter werden dich rufen oder mit dir sprechen. Erst wenn morgen früh sieben Uhr vorüber ist, erst dann darfst du rauskommen. Ich sage bei euch zu Hause Bescheid.“

„Und lass den Gebetsstreifen, den ich dir gegeben habe, nicht von deiner Haut weichen. Wenn irgendwas passiert, dann bete zu Buddha um Hilfe“, fügte Ksan hinzu. Ich schloss die Tür.

Zwar durfte ich Fernsehen schauen, aber ich konnte mich dadurch nicht ablenken. Mir war auch nicht danach, von den Snacks oder Süßigkeiten zu essen, die meine Großmutter mir gegeben hatte. So kroch ich verängstigt unter meine Decke. Irgendwann bin ich eingeschlafen. Als ich die Augen wieder öffnete, war der Fernseher noch immer an und ich konnte auf meiner Uhr sehen, dass es kurz nach 1 Uhr morgens war. Wäre es doch nur schon morgen! Da hörte ich ein leises klopfendes Geräusch an der Fensterscheibe. Es war nicht so wie kleine Steinchen, die gegen Glas geworfen werden. Es war eher so, als wenn jemand sachte mit den Fingern an eine Scheibe klopft. Konnte der Wind ein solches Geräusch machen? „Lass es den Wind sein, lass es den Wind sein!“ hoffte ich verzweifelt. Um mich zu beruhigen, trank ich den Tee und machte den Fernseher lauter. Aber nichts half.

„He, alles in Ordnung. Du musst keine Angst mehr haben!“, rief plötzlich mein Großvater durch die Zimmertür zu mir. Ohne nachzudenken ging ich rüber zur Tür. Ich wollte gerade aufmachen, als ich mir daran erinnerte, was man vorher zu mir gesagt hatte.

„He, was ist los? Komm doch raus!“

Das war nicht die Stimme meines Großvaters. Sie klang zwar so ähnlich, aber… Ich weiß nicht, woher ich das wusste, aber im gleichen Moment standen mir am Körper alle Haare zu Berge. Ich blickte auf das Salz in der Ecke. Es hatte begonnen, sich zu schwärzen.

Schnell warf ich mich vor der Buddhastatue auf den Boden, umklammerte den Gebetsstreifen und wisperte eindringlich „Bitte hilf mir! Bitte hilf mir!“

„Po, po, po, —“ – da war diese Stimme wieder. Das Klopfen am Fenster wurde lauter. Ich wusste, dass sie nicht so groß sein konnte, aber ich stellte mir vor, wie sie von unten ihre Hand so weit reckte und gegen die Scheibe klopfte. Alles, was ich tun konnte, war weiter zu Buddha zu beten.

Die Nacht kam mir endlos lang vor. Doch selbst auf diese Nacht folgte ein Morgen. Irgendwann liefen im Fernsehen die Morgennachrichten. Die Zeitanzeige in der Ecke der Sendung zeigte 7:13 Uhr. Das Klopfen am Fenster und auch die Stimme waren verklungen. War ich eingeschlafen oder war ich ohnmächtig geworden? Ich wusste es nicht. Das Salz in der Ecke war komplett schwarz.

Meine eigene Uhr zeigte die gleiche Zeit. Ängstlich öffnete ich die Tür. Alle hatten schon auf mich gewartet. Meine Großmutter weinte erleichtert und war überglücklich zu sehen, dass es mir gut ging. Auch mein Vater war hergekommen. Mein Großvater schaute von draußen ins Haus und sagte, wir sollten schnell ins Auto steigen. Ich wusste nicht, woher das Auto kam, aber im Hof stand ein großer Van. Außerdem waren dort viele Männer, die ich nicht kannte.

Ich wurde in die Mitte des Vans, in dem 9 Leute Platz hatten, verfrachtet. Auf dem Beifahrersitz saß Ksan und alle Männer stiegen mit ein. Ich war umgeben von 8 Personen.

„Das ist eine schwierige Sache. Also, du machst dir vielleicht Sorgen, aber du musst jetzt deine Augen schließen und dich nach unten beugen. Wir können nichts davon sehen, aber du kannst es sehen. Bis ich sage, dass es ok ist, darfst du die Augen nicht aufmachen“, sagte der Mann, der rechts von mir saß.

Der kleine Lastwagen meines Großvaters fuhr voran und hinter dem Wagen, in dem ich saß, war das Auto meines Vaters. In dieser Kolonne fuhren wir langsam los.

Nach kurzer Zeit hörte ich Ksan flüstern: „Dies hier ist die kritische Stelle.“ Und sie begann mit einem melodischen Gebet Buddha anzurufen.

„Po, po, po. … po, po. —“

Wieder diese Stimme.

Ich umklammerte den Gebetsstreifen, hatte meine Augen geschlossen und den Kopf gesenkt gehabt, so wie mir gesagt worden ist. Aber ohne es zu wollen, machte ich die Augen ein klein wenig auf und schaute Richtung Scheibe. Ich sah ihr schneeweißes Kleid. Es bewegte sich genauso schnell wie der Wagen. Folgte sie uns in großen Schritten? Ich konnte ihr Gesicht nicht sehen. Aber es schien, als wollte sie in den Wagen sehen und neigte sich deshalb langsam vor. Unbewusst stieß ich einen leisen Schrei aus.

„Nicht hinsehen!“ kam von der Seite. Erschrocken presste ich die Augen zusammen, drückte das Papier in meinen Händen weiter zusammen und duckte mich runter.

Sie klopfte an die Scheibe des Wagens.

„Hö?“ und „Oh!“ entfuhr es da auch meinen Begleitern. Zwar konnten sie sie nicht sehen, nicht ihre Stimme wahrnehmen, aber das Klopfen hörten auch die anderen. Ksan begann, noch intensiver zu beten.

Nach einer Weile schienen Stimme und Klopfen vorüber zu sein.

„Ein Glück. Wir sind ihr entwischt“ sagte Ksan und alle im Wagen atmeten erleichtert auf.

Wir hielten auf einem breiten Platz und ich wurde zum Wagen meines Vater rüber gebracht. Mein Vater und mein Großvater verneigten sich tief voller Dankbarkeit vor den anderen, als Ksan zu mir kam und den Gebetsstreifen sehen wollte. Ich hatte ihn unbewusst in der Faust zusammengeknüllt. Er war vollständig schwarz geworden. „Es ist zwar nicht unbedingt nötig, aber zur Sicherheit trag diesen neuen Gebetsstreifen noch eine Weile bei dir.“ Sie drückte mir einen neuen Zettel in die Hand. Dann fuhr ich mit meinem Vater nach Hause zurück.

Mein Vater hatte von Hasshakusama gewusst. Als er selbst ein Kind war, ist ein Freund von ihm dieser Kreatur zum Opfer gefallen. Er wusste auch von Leuten, an denen Hasshakusama Gefallen gefunden hatte, und die deshalb weggezogen sind. Alle Männer, die mit im Auto gesessen hatten, hatten eine verwandtschaftliche Beziehung zur Familie meines Vaters. Sie waren also sehr weit entfernte Verwandte von mir. Sie sowie mein Großvater im Wagen vor uns und mein Vater im Wagen hinter uns sollten dabei helfen, Hasshakusama von mir abzulenken. Um dies alles organisieren zu können, musste ich eine Nacht im Zimmer verbringen. Im schlimmsten Fall hätten mein Großvater oder mein Vater als Ersatz für mich als Opfer dienen sollen.

Dies ist also der Grund dafür, warum ich nicht mehr zum Dorf meiner Großeltern gegangen bin. Es sind jetzt fast 10 Jahre vorüber seit diesen Ereignissen. Natürlich habe ich mich inzwischen oft gefragt, ob das nicht doch alles Aberglaube ist und ich nicht ein recht ängstlicher Teenager mit viel Fantasie gewesen bin. Mein Großvater ist vor 2 Jahren gestorben, aber an seiner Beerdigung durfte ich nicht teilnehmen. Auch als es ihm schon schlechter ging, hat er darauf bestanden, dass ich auf keinen Fall herkommen darf. Vor ein paar Tagen habe ich mit meiner Großmutter telefoniert. Sie hatte keine guten Nachrichten.

„Die Buddhastatue, in der Hasshakusama versiegelt worden ist, ist von jemandem zerstört worden. Das ist auch die, die bei dem Weg in die Richtung eures Hauses gestanden hat“ berichtete sie.

Mich beschlich plötzlich ein mulmiges Gefühl.

„Po, po, po, —“ machte es …

(frei nach http://matome.naver.jp/odai/2137388128163279401)

10. Festival des neuen japanischen Films

10Ich bin seit kurzem Mitglied einer Gruppe aus Ehrenamtlichen, die das Festival des neuen japanischen Films in Osnabrück organisiert. Dieses Filmfest findet in diesem Jahr schon zum 10. mal statt. Vom 01. bis zum 08. November werden an fünf Tagen in der Lagerhalle und im Haus der Jugend ausgewählte Filme gezeigt. 14 japanische Filme verschiedener Genres, wie zum Beispiel Komödie, Drama oder Anime, werden vorgeführt. Neben den Filmen gibt es Workshops, eine Suhsi-Bar und den Auftritt einer Taiko-Gruppe.

Um der herausragenden Rolle des Anime im japanischen Kino gerecht zu werden, zeigen wir in diesem Jubiläumsjahr drei recht unterschiedliche Vertreter dieses Genres.

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Da wäre zum einen „Miss Hokusai“. Das Historiendrama aus dem Jahr 2015 dreht sich um die willensstarke Tochter des berühmten Künstlers Hokusai (Die Welle von Kanagawa). Sie muss sich immer wieder in der von Männern dominierten Lebenswelt des alten Tokyo behaupten. Gleichzeitig kümmert sie sich rührend um ihre blinde Schwester.

Der zweite Anime „Patema Inverted“ stammt aus dem Jahr 2013. Die neugierige Patema und der Junge Age gehören zu verschiedenen Völkern, für die die Anziehungskraft entgegengesetzt wirkt. Durch ihre Beziehung kommen alte Konflikte und Vorbehalte zwischen den zwei Völkern ans Licht.

_plakat_belladonna_a1„Die Tragödie der Belladonna“ richtet sich an eine erwachsene Zielgruppe. Dieser Anime stammt zwar von 1973, ist aber vor kurzem in einer restaurierten Fassung neu herausgebracht worden. Erzählt wird die Geschichte der jungen Jeanne, die nach einer Vergewaltigung durch einen Fürsten voller Schmerz einen Packt mit dem Teufel eingeht.

Daneben zeigen wir noch zwei Filme des bekannten Regisseurs Sono Sion: „Tokyo Tribe“ und „The Whispering Star“. Während „Tokyo Tribe“ eher dem ülichen Stil Sono Sions mit vielen bunten Bildern, schnellen Szenen und abgedrehten Stories entspricht, ist „The Whispering Star“ der Beweis dafür, dass der Regisseur auch durchaus leisere Töne anzuschlagen weiß.

Bestimmt wird für jeden interessierten Kinogänger ein Film dabei sein. Wer also Zeit und Lust hat, ist herzlich Willkommen auf dem 10. Festival des neuen japanischen Films in Osnabrück!

Für nähere Informationen schaut bitte auf der offiziellen Homepage nach. Dort findet ihr auch nochmal eine Kurzzusammenfassung der jeweiligen Filme sowie Infos zum Eintritt oder zur Anmeldung zu den Workshops: http://www.japanfilm-os.de/

Nachtrag 2011

Die Leiterin des Kinderheims hielt mich auf dem Laufenden. Noch lange nach dem 11. März waren die Kinder, Jugendlichen, Schwestern und MitarbeiterInnen von Nachbeben betroffen. Das Fundament des Gebäudes war so sehr beschädigt worden, dass ein Neubau des Heims unausweichlich schien. So lange musste man sich mit den noch bewohnbaren Teilen des Hauses arrangieren bzw. dann in provisorische Unterkünfte umziehen.

Zurück in Deutschland kontaktierte ich zum einen meine Uni, um mich zurück zu melden. Dort sagte man mir, dass man nur noch auf ein Lebenszeichen von mir gewartet hatte. Es waren wohl mehrere Studenten unseres Instituts zur gleichen Zeit in Japan gewesen. Zum anderen nahm ich Kontakt mit meiner alten Schule auf. Es ist ein Mädchengymnasium, das ebenfalls wie das Kinderheim in Trägerschaft der Thunier Franziskanerinnen steht. Ich bat darum, eine Spendenaktion für das Kinderheim ins Leben rufen zu können. Der Schulleiter und sein Vertreter waren gerne bereit, mir diese Gelegenheit zu geben. An zwei Tagen hielt ich mehrere Vorträge vor den Schülerinnen und Lehrern, berichtete  von meinen Erfahrungen und der Lage in Japan. Die lokale Presse war auch anwesend und die Nummer des Spendenkontos fand weite Verbreitung. (Link zum alten Zeitungsartikel: http://www.noz.de/lokales/papenburg/artikel/274434/karina-hermes-aus-rhede-betreute-kinder-in-der-nahe-von-fukushima). Neben privaten Spenden waren unter anderem auch Malteser International und Caritas Österreich am Wiederaufbau des Kinderheims beteiligt.

Als die Genehmigung der Präfektur da war, genügend Gelder bewilligt und Spenden gesammelt waren, begann der Neubau. Die Kinder und Mitarbeiter wurden aktiv in die Gestaltung des neuen Heimes miteinbezogen. Erst im Juni 2013 war das neue Heim komplett fertiggestellt. Das Kinderheim hat nun Platz für 48 Kinder und Jugendliche. Es verfügt über eine gute Isolierung, hat Notfallgeneratoren und Photovoltaikanlagen auf dem Dach. Im Falle eines neuen ebenso starken Erdbebends wie 2011 wird das Gebäude standhalten, da der verwendete Stahlbeton die gesetzlichen Anforderungen mehr als erfüllt. Das Heim ist zudem für die Nachbarschaft zu einem Sammelplatz im Katastrophenfall bestimmt worden.

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Internetauftritt des Kinderheims http://fujinosono.or.jp/fujino_en_index.html