Relativ hartnäckig hält sich in reißerischen (meist englischsprachigen) Beiträgen die Behauptung, dass es in Japan illegal sei, fettleibig zu sein. Das ist natürlich so nicht der Fall.
Japan ist eine Nation, in der sehr viel Wert auf Gesundheit und gesunde Ernährung gelegt wird. Der soziale Druck zum Dünnsein ist ziemlich hoch. Auf vielerlei Weise wird man mehr oder weniger liebevoll darauf aufmerksam gemacht, dass man wohl ein wenig zu viel Speck angesetzt habe (Erfahrungsbericht: https://www.youtube.com/watch?v=wwH3rA8Evow ). Dabei gibt es kaum übergewichtige Menschen in Japan und nur 3,5 % der Bevölkerung gilt als fettleibig.
Getrost lässt sich also sagen, dass Fettleibigkeit eines der geringen Probleme der japanischen Bevölkerung ist. Dennoch gibt es seit 2008 ein umstrittenes Gesetz, dass alle Menschen zwischen 40 und 74 Jahren dazu aufruft, sich einmal jährlich vermessen zu lassen. Für Männer gilt ein Wert von bis zu etwa 85 cm und Frauen bis zu 90 cm als normaler Taillenumfang. Liegen sie darüber, gibt es erstmal keine direkten Konsequenzen. Aber sie werden dann Ziel von Aufklärungskampagnen und Ernährungskursen, denn die einzelnen Gemeinden oder auch Firmen können von staatlicher Seite zur Verantwortung gezogen werden, wenn ein zu hoher Anteil der untersuchten Menschen als fettleibig gilt. Der soziale Druck, noch mehr auf die Figur zu achten, steigt somit weiter. Auch die tatsächliche Wirksamkeit des Gesetzes ist fragwürdig.
Die einzige vernünftige Reaktion ist meiner Meinung nach, diesen Unsinn einfach nicht mitzumachen und den Aufruf getrost zu ignorieren, wenn es denn möglich ist. Manchmal geht die staatliche Fürsorge und der Wunsch im Gesundheitssystem zu sparen zu weit in die falsche Richtung.
Auch als Austauschstudentin sollte ich zu Beginn meiner zwei Semester an der Uni einen Gesundheitscheck durchlaufen. Krankenversichert war ich natürlich so oder so. Und da ich keine Lust hatte, unbekannten Gesundheitsbeamten ohne Notwendigkeit über die Regelmäßigkeit oder Unregelmäßigkeit meiner Menstruation aufzuklären, bin ich schlicht nicht hingegangen. Es schien mir als unverhältnismäßige Einmischung in meine Privatangelegenheiten. Hab’s überlebt.