In den Präfekturen Aichi und Gifu sowie in der Stadt Nagoya sorgen Poster an Bahnhöfen und Stationen zur Verhinderung von Selbstmorden für reichlich Wirbel. Letztes Jahr wurden etwa 850 der Poster an 441 Bahnhöfen und Stationen aufgehängt. Verantwortlich dafür sind die regionalen Verkehrsunternehmen.
Auf dem Poster werden Mitreisende und Fahrgäste darum gebeten, nach selbstmordgefährdeten Menschen Ausschau zu halten und diese eventuell anzusprechen. Außerdem wird auf die Umstände verwiesen, die Selbstmörder den Mitreisenden bereiten.
Zu lesen ist dort neben diversen Beratungsnummern:
Selbstmorde stoppen!
Lasst uns alle zusammen das wertvolle Leben schützen!
Bei einem Selbstmord auf den Schienen geht nicht nur ein wertvolles Leben verloren, betroffen sind auch die Sicherheit und die Lebensverhältnisse vieler der Personen, die die Bahnen benutzen.
Wenn Sie jemanden sehen, der (derart) leidet, seien Sie mutig und sprechen Sie ihn an.
Natürlich ist für die Verkehrsunternehmen die Verhinderung von Selbstmorden auch aus einem wirtschaftlichen Blickwinkel heraus ein wichtiges Thema. Die Meitetsu Bahngesellschaft hat beispielsweise jährlich etwa 20-30 Fälle von Selbstmord auf ihrem Schienennetz zu verzeichnen. Die Folgen sind Verspätungen und Schäden, für die Meitetsu auch schon Entschädigungsforderungen an Angehörige gestellt hat.
Kritiker bemängeln, dass eine solche Herangehensweise und Formulierung wie auf dem Poster nicht effektiv ist. Mitglieder von Selbsthilfegruppen Angehöriger weisen zudem darauf hin, dass Hinterbliebene, die sich eh oftmals mit Gewissensbissen und Schuldfragen quälen, dadurch noch weiter gebrandmarkt werden. Denn schließlich hat ja ein Mitglied ihrer Familie anderen Umstände bereitet. Außerdem besteht großer Zweifel, ob akut Gefährdete wirklich durch den Hinweis, sie würden durch einen Sprung vor den Zug andere belästigen, vom Selbstmord abgehalten werden können.
Sicher hat ein Selbstmord auf den Schienen einen großen Einfluss auf die Verkehrsunternehmen und die Fahrgäste. Jedoch ist es mehr als fraglich, ob durch einen öffentlichen Hinweis auf die damit verbundenen „Umstände“ die Zahl der Suizide auf den Gleisen zurückgeht. Ein etwas sensiblerer Umgang mit dem Thema und mehr Einfühlungsvermögen wären wünschenswert.
Immerhin wurden in der Stadt Nagoya nach Beschwerden nun etwa 140 Poster wieder entfernt.
Quellen:
http://digital.asahi.com/articles/ASK7M5668K7MOIPE02V.html?_requesturl=articles%2FASK7M5668K7MOIPE02V.html&rm=491
https://www.iwai-law.jp/%E3%83%96%E3%83%AD%E3%82%B0/